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Potsdam liest queer 2025: Mein Rückblick als Autorin

Queer(book)joy und ein Gefühl, an das ich mich gewöhnen könnte


Im letzten Beitrag hatte ich erzählt, dass ich zu Potsdam liest queer eingeladen wurde. Im Vorfeld war ich vor allem gespannt und damit beschäftigt, alles für den Büchertisch zusammen zu sammeln und im Koffer zu verstauen. Mit dem Auto fahren erschien umständlich, dafür musste ich neben Kleidung und Kulturbeutel nun auch Deko, Bücher, Moltonstoff als Tischdecke, eine Flagge und vieles mehr irgendwie in Koffer und Rucksack unterbringen. 😅 Aber ich hatte eine richtig schlaue Idee und habe zehn Bücher per Post an eine Packstation gegenüber der Bibliothek geschickt. Das hat super geklappt, merke ich mir für die Zukunft.


Zu früh aufgestanden

Da ich in Berlin bei einer Freundin übernachten konnte, klingelte der Wecker um halb sieben, damit ich kurz nach neun in Potsdam ankam. Nach einem schnellen Aufbau öffnete die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und die ersten Leute strömten herein. Mein Stand war neben dem von Wolf September (bester Standnachbar!) und direkt gegenüber des Veranstaltungssaals. Dort fanden Talks und Lesungen statt. Um die Ecke gab es weitete Stände und einen Stock höher noch einen Clubraum zum Lesezeichen basteln. Alles war sehr entspannt und voller Neugier auf Bücher.


Oben eine PowerPoint mit dem Text "Queertivity-Talk", darunter die drei Bilder der Autor*innen. Auf vier runden, roten Stühlen sitzen links Sibylle, dann Wolf, dann Nici und seitlich die Moderatorin.

Queertivity und Lesung

Ich war gleich beim ersten Queertivity Talk dabei und hatte viel Spaß. Mit zwei Autor*innen und einer Moderatorin redete ich über Selfpublishing, schreiben, Spice und welche Rolle unsere Queerness bei all dem spielt. Es war spannend und schön, wie viel bei uns gleich und doch anders war. Wir hatten das ganze Spektrum an Spice (Wolf fast nichts, GROßSTADTHELDIN sehr gern und ich ein bisschen). Dass ich meinte, das Schreiben erst lernen zu müssen, sah Wolf ganz anders, er hat einfach angefangen (was beides legitim ist).

Dass unser Queersein automatisch im Schreiben dabei ist und wir deshalb queere Figuren schreiben, hatten wir gemeinsam. Repräsentation und Unterhaltung waren unsere vorrangigen Ziele.

Nach einer kleinen Pause war direkt meine Lesung. Für zwanzig Minuten musste ich ein bisschen kürzen und ich hatte den Eindruck, zu schnell zu sprechen, aber das Feedback war gut. Während des Lesens war es still, aber einzelne Lacher waren dabei. Für Samstag Vormittag waren gut Zuhörende da, etwa die Hälfte der Plätze war besetzt.


Oben eine PowerPoint mit dem Text "Sibylle Paraquin", einem Bild von mir und links davon das Cover von "sie zu lieben". Darunter sitzt Sibylle auf einem roten, runden Stuhl, liest aus ihrem Buch und hat das Mirko ein wenig im Gesicht.

Düstere Bilanz im zweiten Talk

Da ich an meinem Büchertisch sein wollte, habe ich vom Programm nur den zweiten Queertivitytalk angeschaut. Hier waren die beiden Verlagsautor*innen Quinn Menger und Amani Padda sowie Poetry Slammer*in Lilo Kirmße. Die Themen waren durchaus ähnlich wie bei meinem, doch die Stimmung etwas ernster. Insbesondere als es darum ging, was sie sich von Verlagen und Buchmarkt wünschten, spürte ich deutlich, dass die Lage für queere Stoffe nicht mehr so rosig ist. Der “Trend” Diversität scheine langsam vorbei zu sein, es gäbe eher aus Pflichtgefühl ein queeres und ein migrantisches Buch im Programm, für die dann nicht so viel Werbebudget übrig bliebe. Auch im Umgang mit queeren Schreibenden könnten einige Verlage noch lernen.

Das waren zwei subjektive Eindrücke, die ich in meiner Wahrnehmung aber durchaus teile. Natürlich sind Verlage vor allem wirtschaftliche Unternehmen. Korrekte Anrede und mehr Engagement kosten aber nicht unbedingt etwas. Umso wichtiger sind solche Festivals, die queere Buchliebende zusammen bringen und uns zeigen, dass durchaus Interesse da ist, dass wir mit unseren Wünschen nicht allein sind.


Entspannte Gemeinsamkeit

Den Rest des Tages konnte ich genießen. Ich habe mich über alle gefreut, die zum Stand kamen und neugierig auf mein Buch waren. Manche haben mich mit ihrer Kurzentschlossenheit echt überrascht! Umso mehr freut mich daran, dass ich eindeutig nicht die einzige bin, die Romance ohne Coming-Out lesen möchte.

Die Zeit dazwischen ging schnell vorbei durch quatschen mit Wolf, was von dem kleinen Buffet essen, das für uns bereit stand und austauschen mit Jarik von Katte e.V. Der Verein setzt sich für queere Projekte ein und hat Nici im Vorfeld mit dem Antrag und den Honoraren geholfen.

Denn ja: Wir haben alle ein Honorar von je 300,00€ bekommen. Das war möglich durch das Queerbudget der Stadt Potsdam, für das Nici mit diesem Festival den Zuschlag bekommen hatte. Zusätzlich haben sechs Personen mein Buch gekauft. Zum Vergleich: Das war ein Buch mehr in 5,5 Stunden, als während zwei Tagen auf der BuchBerlin 2024. Ich habe gemerkt, dass ich hier meine Zielgruppe richtig gut erreichen konnte. Liebe kleine queere Festivals, wo seid ihr?


Sibylle steht lächelnd an ein Bücherregal gelehnt. Im Hintergrund weitere Regale und die Bibliothek Potsdam. Der Raum ist weiß und hell.

See you next year?

Der Tag war durchaus anstrengend, aber die Begeisterung überwiegt deutlich bei mir! Es steht leider noch in den Sternen, ob Potsdam nächstes Jahr noch einmal queer liest, da es den gleichen Fördertopf nicht nochmal nutzen kann. Ich wäre bei allem sofort wieder dabei!

Euch alle kennen zu lernen war wunderbar, genauso die Freude am Lesen und der gemeinsamen Queerness. Ein großes Danke an alle bei der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, an den Katte e.V. und vor allem an Nici alias GROSSSTADTHELDIN, die mit viel Liebe einen wahrlich regenbogenbunten Tag auf die Beine gestellt hat! ❤️

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